Zugegeben, die wenigsten von uns wünschen es sich, über einen längeren Zeitraum mit hunderten Fremden einen engen Raum zu teilen. Dennoch kommen viele Menschen ganz gut mit dieser Situation zurecht, wenn sie in ein Flugzeug steigen. Andere erleben ein solches Ereignis jedoch als nervenaufreibend oder sogar unerträglich. Woher kommt das? Als erster Punkt wird oft die Gefahr eines Unglücks genannt.
Dieses Argument ist aber bei genauerer Betrachtung nicht haltbar, da das Risiko eines Unglücks bei keinem Verkehrsmittel geringer ist als beim Fliegen. Statistisch gesehen ist die Gefahr zu verunglücken beim Autofahren 30x höher, als Fußgänger ist man sogar der 50-fachen Gefahr ausgesetzt. Dies beruhigt die Menschen, die an Flugangst leiden aber leider nicht. Denn der Grund für Unruhe und Angst liegt nicht im Außen, sondern in ihnen selbst.
Der Verstand ist manchmal machtlos.
Die Flugangst zählt zu den Phobien, den isolierten Ängsten. Sie unterscheidet sich von generellen Ängsten und der Panik dadurch, dass sie durch einen ganz spezifischen Reiz ausgelöst wird und durch innere Vorgänge eine heftige, der Situation nicht angemessene Reaktion erzeugt. Wird diese Reaktion ausgelöst, kann sie willentlich kaum verhindert werden.
Ein gutes Beispiel ist die weit verbreitete Spinnenphobie. Begegnet ein Betroffener seinem spezifischen Reiz – einer Spinne – gleicht die Reaktion der vor einer großen potentiellen Bedrohung. Selbst wenn die Spinne recht klein ist. Er ist sich darüber bewusst, dass die Spinne ihn nicht gefährden kann, ist aber dennoch nicht in der Lage die Reaktion zu verhindern.
Spinne und Flugzeug selbst sind also nicht der Grund für die Reaktion, sondern die inneren Vorgänge, die automatisch ablaufen. Entstehen können solche festen Reaktionsmuster sprichwörtlich in einer Sekunde. Oftmals gab es im Leben einer Person mit Flugangst ein reales oder vorgestelltes Erlebnis, in dem ein Augenblick größten Erschreckens stattfand. Und dieses Erlebnis muss nicht einmal ein Flug gewesen sein.
Man muss nicht gleich Vielflieger werden.
Das Ziel einer Flugangstbehandlung muss nicht sein, dass man das Fliegen lieben lernt. Bei vielen meiner Klienten mit Flugangst liess sich dieses Reaktionsmuster in wenigen Sitzungen auf einen Grad reduzieren, der keine Beeinträchtigung mehr darstellte. Dieses Ergebnis war im Regelfall völlig ausreichend.
Im ersten Schritt wird im Gespräch das Muster genau analysiert und festgestellt, welches der spezifische Reiz ist, der die folgenden inneren Vorgänge auslöst. So wird etwas wie der Bauplan des Reaktionsmuster sichtbar. An diesem Punkt ist das Problem bereits stark reduziert, da der Betroffene sich darüber bewusst ist, was geschieht und wie es abläuft. Selbst wenn es wieder erlebt wird. Denn die Bewusstheit bleibt auch beim Auslösen der Reaktion erhalten und ermöglicht es, selbst Techniken anzuwenden um das Erleben und Handeln zu verändern.
Im zweiten Schritt kann über verhaltens- oder hypnotherapeutische Verfahren das Reaktionsmuster so stark verändert werden, dass die Stärke der Reaktion absinkt. Im Idealfall kommt es sogar zu einer Löschung und zur Einbettung eines neuen Reaktionsablaufs.